Argent Feuerbringer

Montag, Juli 31, 2006

Neue Gefährten

Es war nicht leicht die Kreuzritter von der Wichtigkeit der Queste zu überzeugen, schlussendlich lenkten sie jedoch ein, und stellten der Expedition Namy zur Verfügung, sofern sie zustimmte.
Sie wollte auch teilnehmen, sofern Tiger und noch ein weiterer Templer, den sie auf der Insel kennengelernt hatte, mitkommen konnten. Hauptmann Eitoas willigte zum Leidwesen von Argent ein. Wieder konnte er nicht mit Namy alleine sein. Offenbar hatte Tiger die hübsche Maid vollständig umgarnt.

Sie machten sich auf den beschwerlichen Weg in Richtung Schwarzbau, der Heimat der Gnolle. Als sie sie sich durch den Bogenschützenwald schlugen, konnten sie durch das Dickicht Kampflärm hören. Tiger bedeutet der Gruppe ruhig zu bleiben und sich nicht zu bewegen, danach verschmolz er mit den Schatten. Er wollte die Lage sondieren.
Wenig später kam er zurück und berichtete, dass ein Waldelf sich gerade im Kampf mit einigen Gnollen befinde. Das war das Zeichen für die Gruppe, dem Waldelf zur Hilfe zu kommen. Mit Kampfschreien auf den Lippen, die Waffen gezückt, stürmten Namy und Argent durch das Dickicht. Tiger war bereits wieder mit den Schatten verschmolzen, während der Zwerg begann einige Heilzauber im Kopf durchzugehen.

Der Kampf war schnell entschieden. Die Gnolle sahen sich einer Übermacht gegenüber und konnten bis auf die letzte Hundeschnauze vernichtet werden. Dankend stellte sich der Waldelf als Bommbadil vor. Er war ein Hüter des Waldes, ein Zornesdruide, dem die Bedrohung des Waldes durch die Gnolle über den Kopf gewachsen war. Also nahm er sich des Problems an. Bommbadil nahm gerne das Angebot an, sich der Gruppe anzuschließen um im Schwarzbau nach dem Wurzel des Übels zu suchen.
Tiger setzte sich an die Spitze der Gruppe, ständig ein klagendes Lied auf den Lippen und erkundete die Gegend. Schon lange bevor der Eingang zur Gnollhöhle sichtbar wurde, erkannten die Recken die untrüglichen Zeichen einer wachsenden Bedrohung. Der Gestank nach Aas erfüllte den Wald. Darunter mischte sich der Geruch nach verbranntem Holz sowie ein fremdartiger Moschusgeruch. Die Umgebung wurde etwas felsiger, als auch schon die ersten Lagerfeuer durch das Dickicht schimmerten. Die Gnolle hatten offenbar keine Angst ihre Position zu verraten. Die Gruppe schlich sich an eines der Zelte heran und sie konnten einige gutturale Laute vernehmen. Offenbar hatten die Gnolle eine Art Sprache entwickelt. Die Vorposten der Gnolle waren aber nicht sonderlich gut angeordnet, sodass die Gruppe eine Lücke fand um bis zum Höhleneingang vorzudringen.
Vor der Höhle bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. Eine spitzohrige Gestalt befand sich gerade im Kampf gegen eine Gruppe Gnolle. Er war aber nicht alleine. Die Gestalt hatte offenbar einen Teil der Erde belebt, welche gegen die Gnolle kämpfte, während das Spitzohr von hinten die Gnolle mit Feuerblitzen bewarf. Das seltsame dabei war, das Spitzohr hatte dunkle Haut. Fast so schwarz wie eine Nacht bei Neumond. Argent erkannte sofort um welche Rasse es sich handelte. Es war ein Dunkelelf.
Namy wollte schon voranstürmen, als Argent sie zurückhielt.
„Laßt ihn. Das ist nur ein erbärmlicher Dunkelelf. Vielleicht habt ihr schon von ihnen gehört. Ein Volk aus Verrätern, Halsabschneidern, Piraten, sie haben keinerlei Ehrgefühl und man kann ihnen nur so weit trauen, wie man sie werfen kann. Am Besten nutzen wir die Gelegenheit und schleichen uns in den Schwarzbau, solange die Gnolle mit dem Abschaum beschäftigt sind.“
„Aber das kannst du doch nicht..“ entgegnete Namy
„Doch ich kann. Die Dunkelelfen sind für meine Situation verantwortlich. Ich könnte jetzt in meinem Langhaus sitzen bei einem gemütlichen Humpen Met anstatt mich hier mit euch durch die Wildnis zu schlagen. Sie waren es, die mein Dorf verwüstet, meine Gefährten geschlachtet, die Weiber geschändet und die Alten mit den Füßen nach oben aufgehängt haben. Ich habe kein Mitleid mit dieser Kreatur.“
„Nein, wir kommen ihm zu Hilfe. Vielleicht ist er gar nicht so schlimm wie der Rest seines Volkes. Ich habe schon von Dunkelelfen gehört, die Antonia Bayle dienen. Er mag einer davon sein.“
„Dennoch bleibt er ein Dunkelelf. Ich werde keinen Finger rühren für dieses, dieses … Ding.“
„Dann warte hier und halt uns zumindest den Rücken frei, bitte!“, noch während Namy sprach stürmte sie los, denn der Haufen Erde, den der Dunkelelf beschworen hatte, begann schon verdächtig zu bröckeln.
„Danke für die Rettung edle Dame. Ich stehe in Eurer Schuld. Sagt mir, wie heißt ihr?““Namy ist mein Name. Das sind Tiger, Bommbadil. Wie der Zwerg heisst kann ich dir nicht sagen. Ist ein Freund von Tiger. Er spricht allerdings nicht.“
„Und der Barbar da hinten? Gehört er auch zu euch?““Ja, das ist Argent. Er ist nicht sehr gut auf dein Volk zu sprechen. Also sei bitte vorsichtig. Sagt, wie ist Euer Name?“
„Verzeiht mein Benehmen. Mein Name ist Aumyan. Ich bin Beschwörermeister von Beruf. Zumindest hoffe ich, dass ich bald einer sein werde.“
„Wie kommt ihr nach Antonica? Solltet ihr Euch nicht irgendwo in Freihafen herumdrücken und dem Verräter Lucan zu Diensten sein?“
„Das war ich, edle Maid, das war ich. Aber ich konnte seine Machenschaften nicht mehr unterstützen. Also zog ich aus um mir ein neues Heim zu suchen. Leider sind Dunkelelfen nicht sehr angesehen in den Landen, weshalb ich hoffte, in Qeynos ein neues Leben zu beginnen. Ich fand heraus, dass es eine Möglichkeit gibt, meine Treue zu Qeynos zu beweisen. Derzeit befinde ich mich gerade auf einer Queste, bei der ich einen ganzen Haufen dieser stinkenden Hundewesen töten muss.“
„Oh, sehr fein. Wenn ihr wollt, so schließt euch uns an. Etwas magische Unterstützung kann nicht schaden. Wir haben eine Queste im Schwarzbau zu erfüllen.“
„So sei es denn. Es ist mir eine Ehre Euch behilflich sein zu können.“
„Argent? Bist du auch einverstanden?“
„Den mitzunehmen? Mit einem Verräter, der meine Sippe ausgerottet hat? Ich soll dabei helfen, dass er unsere Gesellschaft unterwandert und die Vorbereitungen für eine Invasion der Dunkelelfen trifft? Nein danke!“
„Och Argent. Er hat ja gesagt, er würde eine neue Heimat suchen und hat sich von der Tyrannei abgewandt. Es sind nicht alle gleich, weißt du.“
„Aber er ist und bleibt ein Dunkelelf, dem man nicht trauen darf.“
„Ja, aber er hat auch gegen Gnolle gekämpft. Ist der Feind meines Feindes nicht mein Freund?“
„Freund, pha. Dunkelelfen wissen nicht was Freundschaft ist.“
„Darf ich mich auch einmischen?“, sagte Aumyan, „ich weiß nicht, wer von meinem Volk Euch so viel Leid zugefügt hat. Ich kann Euch aber versichern, dass es mit mir nichts zu tun hat. Ich bin lediglich ein Wanderer auf der Suche nach einer neuen Heimat. Ich habe alle Brücken hinter mir abgebrochen. Ich habe keinerlei Verwandtschaft oder sonstige Bindungen in Freeport zurückgelassen.“
„Das hätte mich auch gewundert. Also gut, Dunkelelf, kommt mit uns mit. Aber eine falsche Bewegung mit Euren spitzen Ohren und Ihr bekommt meinen Stahl zu kosten.“
„Das hört sich nach einem fairen Handel an. So sei es denn!“

Zu sechst schlichen sie schlussendlich in Richtung des Schwarzbaus, seine Geheimnisse zu erkunden…

Samstag, Juli 29, 2006

Halasbach

Die neuerliche Begegnung mit Namy hatte Argent innerlich aufgewühlt. Namy war zwar keine Barbarenfrau, dennoch konnte sie ihre wilde kriegerische Seite nicht verbergen, auch wenn sie sie hinter der Maske der Frömmigkeit verbarg. . Um sich von dem Gedanken an Namy abzulenken, zog es Argent wieder in die Taverne.
Einige Zwergenbiere, die ihre Wirkung nicht verfehlten, später, zog sich Argent in sein Zimmer zurück und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.

Es war kalt. Man konnte mit dem Atem kleine Wolken in die Luft zaubern. Die Luft war so klar, wie sie nur am Meer an einem kalten Wintermorgen sein konnte. Die feurige Scheibe hatte den Hügelkamm noch nicht erklommen, doch waren schon die ersten Schatten zu erkennen. Halasbach lag noch im tiefen Schlaf. Aus den Schornsteinen der Langhäuser stiegen die letzten Rauchsäulen von den Lagerfeuern auf. Einige Wächter versahen ihren Dienst auf der Palisade, schwer auf ihre Speere gelehnt, den Blick auf den Horizont gerichtet. Zwei Drachenboote lagen im Hafen, die Segel eingeholt.
Argent schlummerte noch in seinem aus Bärenfell hergestellten Doppelbett, in seinen Armen lag Asla, sein Weib. Es war eine gute Nacht gewesen, denn sie hatten sich entschlossen eine Familie zu gründen. Es war auch höchste Zeit, denn schon bald hoffte Argent auf männlichen Nachwuchs, welcher die Feuerbringer-Linie fortsetzten sollte.
Aus der Ferne war ein leises Grollen zu vernehmen. Einige Hunde in Halasbach hoben kurz den Kopf oder spitzten die Ohren. Sie waren es, die den drohenden Sturm als Erste wahrnahmen und fingen an zu Bellen.
Jorvik, einer der Barbaren, welche die letzte Wache übernommen hatten sah hinauf zur nahe gelegenen Eiskrone, dem Berg, aus dessen Felsen der Gebirgsbach entsprang welcher Halasbach seinen Namen gab. Jorvik schien es, als ob sich die Eiskrone in Bewegung gesetzt hatte. Er erkannte sofort, dass sich ein großes Schneebrett vom Berg gelöst haben musste und die Schneemassen ins Tal drängten. Sofort schlug er die Alarmglocke um das schlafende Halasbach vor der drohenden Katastrophe zu warnen.
Sofort kam Bewegung in das Dorf. Die Männer griffen zu ihren Waffen, denn die Alarmglocke konnte alles bedeuten, erkannten aber an dem Dröhnen und Rumpeln, dass eine Lawine im Begriff war, das Dorf unter sich zu begraben. Hektisch wurden die notwendigsten Habseligkeiten zusammengepackt. Die Weiber nahmen ihre Kinder unter die Arme, versuchten noch ihre wenigen Habseligkeiten in die Lederranzen zu verpacken und liefen Richtung der Drachenboote.
Als Kapitän einer der Drachenboote war Argent einer der Ersten, die auf das Boot stiegen. Dicht gefolgt von Asla und einigen seiner Besatzungsmitglieder. Jorvik, welcher ebenfalls der erste Maat auf Argents Schiff war, schickte einen Mann in das Nest nach oben um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Velgrimm, welcher das Nest besetzte, bedeutete Argent, dass sie sich aus dem Hafen zurückziehen mussten. Offenbar kam der die ganze Eiskrone auf Halasbach zu. Die Männer legten die Riemen aus und ruderten um ihr Leben. Als sie den Fjord verließen wähnten sie sich in Sicherheit. Beide Drachenboote hatten genug Fahrt gemacht um der Lawine zu entkommen. Lediglich Halasbach war unter ihr begraben und gänzlich zerstört worden. Aber die Barbaren waren es gewohnt in der harschen, unwirtlichen Umgebung zu leben. Halasbach konnte wieder neu errichtet werden.
Ein weiteres Mal meldete sich Velgrimm aus dem Vogelnest. Er wies auf ein fremdartiges Segel hin, welches er am Horizont ausmachen konnte. Es näherte sich sehr schnell.
Zur Sicherheit trennten sich die beiden Drachenboote um gegen einen möglichen Angriff besser gewappnet zu sein.
Vargas, der Kapitän des zweiten Drachenbootes hatte die Mehrzahl an Halsbachern geladen und entschied sich für einen Kurs hart an der Küste entlang. Er hoffte in den Untiefen der Fjorde in Sicherheit zu sein. Argent steuerte auf das offene Meer hinaus um auch die Aufmerksamkeit des fremden Schiffes zu erregen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er wusste, dass der dritte Kapitän aus Halasbach an diesem Morgen von seinem Streifzug gegen die Piraten zurückerwartet wurde, und er mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen Kurs einschlagen würde.
Der Plan beider Kapitäne schien zu funktionieren. Das fremde Segel, welches Velgrimm als Erkundungsschiff der Dunkelelfen identifiziert hatte, nahm Kurs in Richtung Argents Boot.
Schnell war klar, dass die Dunkelelfen das wendigere Boot hatten, denn sie schlossen schnell auf. Ein Kampf war nicht mehr zu vermeiden, also entschied sich Argent ein Wendemanöver durchzuführen, um sich dem Kampf zu stellen. Mit den ganzen Alten, Weibern, Kindern und Viehzeug an Bord, waren die Vorzeichen jedoch nicht die Besten.
Einen Hoffnungsschimmer gab es jedoch. Velgrimm konnte am Horizont die Segel des dritten Drachenbootes ausmachen. Die Crew musste also nur lange genug gegen die hinterhältigen Drows durchhalten.
Noch bevor der Dunkelelfenpirat und das Drachenschiff auf gleicher Höhe waren und die beiden Mannschaften die Enterhaken warfen, schleuderte ein Magier vom Dunkelelfenschiff Feuer- und Eisblitze in Richtung des Drachenbootes. Die Barbaren hatten schon erste Verluste zu Verzeichnen bevor es zum Kampf kam. Dunkelelfen waren und bleiben immer ein Volk voller Feiglinge.
Als es schlussendlich zum Kampf Mann gegen Mann ging, schien sich das Blatt zu wenden. Die Dunkelelfen brachten nicht die körperlichen Voraussetzungen mit um in einem Kampf gegen einen wütenden Barbaren bestehen zu können. Doch ihre Zahl war groß und die Hiebe gut gezielt. Die erste Euphorie wurde nach und nach von Grauen und Entsetzen abgelöst. Die Magier in den Reihen der Dunkelelfen verstanden es ebenfalls den Gefallenen wieder Leben einzuhauchen und die Barbaren sahen sich plötzlich eben erst gefallenen Kampfgefährten gegenüber. Um ihre Kinder zu verteidigen wüteten die Barbaren noch schlimmer in den Reihen der Piraten, doch es war zu spät. Ein Stoßtrupp der Dunkelelfen hatte es in den Bauch des Drachenbootes geschafft und es Leck geschlagen. Ein Entkommen war aussichtslos geworden. Aber auch das Schiff der Piraten hatte schon stark Schlagseite. Wenn die Verstärkung eintraf, würde sich der Kampf zu Gunsten der Halasbacher entscheiden.
Offenbar war den Dunkelelfenpiraten das weitere Drachenboot nicht verborgen geblieben und sie schickten einen Magier um es zu stoppen. Mit dunkler Magie brachte er das Meer zum tosen. Riesige Wellen türmten sich auf und rollten in Richtung des dritten Drachenbootes.
Velgrimm suchte aus dem Vogelnest nach dem Magier. Mit Pfeil und Bogen war er nahezu unschlagbar. Er fand sein Ziel, legte einen Pfeil in die Sehne und machte sich bereit zum Schuß. Er hatte nur einen Versuch, der über Leben und Tod des Stammes entschied. Kurz bevor er den Pfeil losschicken konnte, hörte er ein Krachen unter sich. Die Piraten hatten es geschafft, den Mast zu fällen. Noch im Fallen schickte Velgrimm den Pfeil auf die Reise, hoffend, dass er sein Ziel nicht verfehlen würde.

Argent sah sich derweil dem Kapitän der Dunkelelfen gegenüber und sie fochten einen ungleichen Kampf. Argent versuchte mit wuchtigen Hieben durch die Deckung des Piraten zu dringen um ihn auf einen Streich in die eisige Hölle des tiefen Meeresgrundes zu schicken, während der Dunkelelf durch Schnelligkeit und Wendigkeit versuchte die Deckung des Barbaren zu unterlaufen. Argent hatte jedoch nicht mit der Hinterlist der Dunkelelfen gerechnet, als ihn ein harter Gegenstand am Kopf traf und er bewusstlos über Bord ging.

Schweißgebadet wachte Argent auf. Er ruderte wild mit den Armen und schnappte nach Luft. Es war nur ein Alptraum gewesen, der aber leider der Wahrheit entsprach. Er machte sich sofort in den nahe gelegenen Tempel auf, um für seine ertrunkenen Brüder und Schwestern zu beten. Des Weiteren hoffte er, dass nicht alle Halasbacher bei dem Kampf umgekommen sind und der dritte Kapitän noch einige retten konnte. So schnell er konnte musste er nach Immerfrost und nach seinem Stamm suchen, aber erst hatte er eine Aufgabe in Qeynos zu erledigen. Schließlich war er ein Mitglied der Wache und hatte auch hier Pflichten zu erfüllen.

Freitag, Juli 28, 2006

Alte Freunde

Von dem Korporal erhielten Hektor und Argent eine Karte mit dem Streifenweg des Kameraden. Er führte sie über die wackelige Hängebrücke in Richtung der Qeynostore. Nur ein kleines Wegstück nach der Hängebrücke erkannten sie eine Blockade, errichtet von einigen Gnollen. Es war riskant die Gnolle nur zu zweit zu attackieren, aber weitere Hilfe war nicht in Aussicht, also blieb ihnen nichts anderes übrig. Außerdem erwarteten die Beiden neue Erkenntnisse über den Verbleib ihres Kameraden.
Die Gnolle erwiesen sich als zähe Gegner. Hektor legte all seine Erfahrung im Kampf gegen die Hundewesen und Argent trug auch seinen Teil dazu bei. Hektor war allerdings die größere Bedrohung, was die Gnolle auch sehr bald herausfanden und konzentrierten ihre Angriffe auf Hektor. Aus dem Augenwinkel konnte Argent erkennen, dass sich einer der Gnolle von hinten an Hektor heranschlich und eine heimtückische Attacke gegen das Knie von Hektor führte. Dieser verlor das Gleichgewicht, was 2 weitere Gnolle ausnützen und Hektor mit Schlägen gegen seinen Kopf eindeckten. Hektor konnte zwar einige Schläge parrieren, wurde aber dennoch schwer getroffen. Er mobilisierte die letzten Kraftreserven und konnte noch 2 der Angreifer mit in den Tod nehmen. Also blieb nur noch ein Gnoll über, der gegen Argent focht. Der Kampf wogte dennoch hin und her, war gezeichnet von Finten und Paraden. Beide waren sich im Kampf ebenbürtig und keiner wollte den ersten Fehler machen.
Argent beschloß mit einem gewagten Kampfmanöver, welches er in der Akademie erlernt hatte, jedoch nie zur Perfektion gebracht hatte, dem Kampf ein Ende zu bereiten. Er täuschte einen Schlag gegen das linke Bein des Gnolls an. Dieser senkte seinen Schild um den Schlag zu parrieren. Mitten im Schwung veränderte Argent jedoch die Richtung, drehte sich einmal um die eigene Achse und landete einen Treffer gegen die Schildhand des Gnolls. Mit dieser Verletzung war der Gnoll fast hilflos ausgeliefert. Der Gnoll konnte die darauf folgende Attackenserie nicht mehr parrieren und fiel. Sofort eilte Argent zu seinem gefallenen Freund Hektor. Er lebte noch, war jedoch schwer verwundet!
„Mein Freund… lass mich, ich bin schon tot.“, röchelte Hektor, „du musst die Mission unbedingt zu Ende bringen. Noch nie waren die Gnolls so nahe an Qeynos.“
„Nein, ich werde dich erst retten. Um die Gnolle kümmern wir uns später. Ich werde Verstärkung holen.“
„Nein“, Hektor packte Argent am Arm, „bis dahin könnte es schon zu spät sein. Du musst herausfinden was sie vorhaben. Versprich es mir!“
„Aber, du bist..“
„Versprich es mir, du kannst nichts mehr für mich tun. Ich habe den Tod gefunden, den ich mir immer vorgestellt habe. Hier, nimm mein Schwert und mein Schild, sie haben mir lange Jahre gut gedient, nun sollen sie dir ebenso gut dienen.“ Danach wich das Leben aus Hektors körper. Er war zum Großen Schmied gegangen und feierte mit ihm an seiner Esse ein nie enden wollendes Fest.
„NEIN! Hektor!“
Argent versteckte die Leiche von Hektor in einem nahe gelegenen Waldstück und schwor Rache an allen Gnolls für den Tod seines Freundes. Er wollte nach Beendigung der Mission wiederkommen und Hektor das Begräbnis bereiten, das er verdient hatte.“

Zornig und voller Hass setzte Argent seinen auf der Karte beschriebenen Weg fort. Als die Mauern von Qeynos bereits am Horizont verschwanden hörte er Kampflärm hinter einer Hügelkette. Als er die Szenerie beobachtete, sah er eine Frau in einen Kampf mit ein paar Gnollen verwickelt. Sie machte den Eindruck, dass sie gegen die Gnolle bestehen konnte, blutete aber bereits aus einigen Wunden. Sofort zog er sein Schwert und eilte der holden Maid zu Hilfe.
Mit der Verstärkung währte der Kampf nur noch kurz und mit blutverschmiertem, aber glücklichem Gesicht bedankte sich die Kämpferin bei Argent.
Erst erkannte Argent die Frau nicht, erst als sie sich mit einem Tuch das Blut aus dem Gesicht wischte.
„Namy?! NAMY! Du bist es wirklich. Tut das gut dich zu sehen! Wie ist es dir ergangen? Wo wohnst du jetzt? Ohoooo, die Rüstung steht dir aber sehr gut.“
„Argent? Freut mich sehr dich wiederzusehen. Lange nichts voneinander gehört. Mir geht’s super. Hab jetzt einen Freund, drei mal darfst du raten wen.“
„Sag bloß den Tiger. Freut mich für euch. Hoffe es geht euch Beiden gut. Was machst du hier draußen in der Wildnis?“
„Jo bin mit dem Tiger zusammen. Haben auch schon ein paar Kontakte in der Stadt geknüpft und sind am überlegen ob wir nicht eine Gilde gründen wollen. Hey, du siehst aber auch gut aus in deiner Rüstung. Lass mich raten, du bist hast den Weg eines Kriegers eingeschlagen, ja?“
„Ja hab ich. Kennst mich ja, ich bin nicht so ein gottesfürchtiger Mann und trage lieber eine Stahlplatte anstatt einen Pyjama.““Hehe, ja, das dachte ich mir. Ich bin eine Kreuzritterin geworden. Derzeit befinde ich mich auf meiner ersten Qeuste. Ich soll mich nach einem vermissten Wächer umsehen. Wurde wohl von einer Gnollbande überfallen.“
„Prima, da haben wir offenbar den gleichen Auftrag erhalten. Vielleicht können wir ihn gemeinsam beenden.“
„So sei es denn. Machen wir uns auf den Weg. Ich glaube, es kann nicht mehr weit sein, bis wir unseren vermissten Wächter finden.“

Gemeinsam machten sie sich auf die Suche und wurden schon nach kurzer Zeit fündig. Hinter einem Stein hörten die beiden Recken ein Stöhnen, welches nur von einem Verwundeten kommen konnte. Namy bereitete sich auf die Heilzauber vor, welche sie während ihrer Ausbildung erlernt hatte, während Argent Wache hielt.

„Es waren zu viele … ich habe ihre Pläne gesehen … schnell, muss nach Qeynos … Ratten … Kanalisation …“, waren die letzten Worte des sterbenden Soldaten.

In der Ferne konnte Argent derweil eine Staubfahne ausmachen. Offenbar hatten die Gnolls zum Angriff geblasen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Argent schulterte den toten Wächter und Namy übernahm die Vorhut.
Kurz vor den schützenden Toren von Qeynos gerieten sie allerdings in einen Hinterhalt der Gnolls. Noch bevor den Beiden klar war, wo sie hineingeraten waren, waren sie auch schon von einer geifernden Meute umzingelt. Sie fochten Rücken an Rücken, doch die Attacken schienen von überall herzukommen. Namy verstand es mittlerweile ihre Magie nicht nur zur Heilung einzusetzten, sie konnte mit ihr auch Tod und Verderben in die Reihen der Ungläubigen bringen, während Argent mit Hektors Schwert Gliedmaßen abtrennte und Köpfe abschlug. Die Gnolle machten sich gerade bereit für den letzten Angriff, als eine fremdartige Melodie Namy und Argent wieder Mut machte und die Gnolle sichtlich verwirrte. Mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht bahnte sich Tiger einen Weg durch die wütende Horde. In der einen Hand hielt er einen Degen und in der anderen ein Kurzschwert, auf den Lippen trug er diese fremdartige Melodie. Durch das Lied inspiriert und wissend, dass die Gnolle verwirrt waren, konnten nun die drei Kampfgefährten den Widerstand der Gnolle überwinden und siegreich aus der Schlacht hervorgehen.

„Ich habe dich vermisst mein Schatz.“, Tiger gab Namy einen Schmatz auf die Wange, „sieht so aus, als ob ich noch rechtzeitig gekommen bin. Aber sag, wer ist dein Gefährte?“
„Das ist Argent, kennst du ihn noch? Wir haben uns auf der Insel kennengelernt.“
„Argent, ahja, ich erinnere mich. Na, wie ist es dir ergangen, mein Freund?“ Das Wort Freund sprach er so verächtlich aus, dass ihn Argent schon zu einem Duell fordern wollte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass Namy offenbar für Tiger mehr empfand als für ihn, ließ er von seinem ersten Gedanken ab.
„Ganz gut. Dir fehlt es wohl auch an nichts mehr, wie ich sehe.“
„Das ist wahr. Ich habe von Qeyons bisher nur provitiert.“ Dabei zeigte er eine Schadenfreude im Gesicht, die Namy leider nicht sehen konnte.
„Nun denn, die Nacht bricht bald herein und wir wollen doch nicht in der Wildnis übernachten. Lasst uns nach Hause gehen.“
Argent schulterte wieder den Toten aus der Wildnis und brachte ihn zum Leuchtturm. Anschließend borgte er sich einen Wagen von dem Händler aus und holte auch noch Hektors Leiche. Die zwei vor sich herschiebend rückte er nach einem langen Tag in die Kaserne ein und erstattete Bericht. Sein Vorgesetzter war nicht begeistert. Er deutete an, dass die Golle in der letzten Zeit etwas zu aktiv waren und man diese Bedrohung wieder eindämmen müsse. In den nächsten Tagen sollte ein Trupp zusammengestellt werden, der nach Schwarzbau zieht um die Bedrohung an der Wurzel zu packen.
Argent meldete sich freiwillig zu dem Kommando und deutete auch an, dass er eine Kreuzritterin kennen gelernt hatte, die unter Umständen auch bereit war ihre Kräfte in den Dienst der Wache zu stellen. Das müsste allerdings dann noch mit den Paladinen besprochen werden.

Donnerstag, Juli 27, 2006

Der Weg des Kriegers

Die Zeit in Qeynos verflog richtig. Argent war nun schon einige Monate in Qeynos zu Hause und hatte auch den einen oder anderen Auftrag für die örtlichen Händler erledigt. Allerdings hauptsächlich Botengänge, die jeder 5-jährige hätte machen können.
Zu seiner Verzweiflung war die Eisbrecher bisher das einzige Schiff das den Hafen in Immerfrost ansteuerte. Also musste er wohl oder übel noch warten mit seiner Überfahrt. Zumindest so lange bis er sich ein eigenes Drachenboot gebaut hatte und die Überfahrt mit einigen unerschrockenen Barbaren wagen konnte.

Argent kannte sich mittlerweile in den umliegenden Bezirken Baubbelaue, Weidenwald, Nesselheim und Schloßblick auch schon recht gut aus und hatte sich auch schon bei den Wächtern der Stadt einen Namen gemacht. Bei einem guten Bier nach Dienstschluss hörte er aufmerksam den Wächtern zu, wenn sie von ihrer Tagesschicht sprachen. Besonders die Geschichten von Antonica und einem Ort Namens Donnersteppe fand er besonders interessant und wollte sie so bald wie möglich besuchen.
„Wie wäre es, wenn du dich bei der Wache bewirbst. Wir können immer gute Leute wie dich brauchen, Argent.“, meinte Hektor, einer der Wächter mit denen er sich besser angefreundet hatte.
„Meinst du? Die Arbeit würde mir schon gefallen. Die Stadt vor Eindringlingen zu beschützen bietet sicher genug Stoff um die Skalden Heldenlieder über mich singen zu lassen. Aber ich weiß nicht, ob ich für den Dienst geschaffen bin.“
„Du kannst jederzeit den Dienst wieder quittieren, wenn es dir nicht gefällt. Natürlich kann dich auch die Wache hinauswerfen, wenn du den Anforderungen nicht entsprichst. Aber sie es mal von der Seite. Du bekommst 3 mal täglich warmes Essen, hast ein Dach über dem Kopf durch das es nicht hindurchregnet und die Weiber stehen auf die Uniform.“
„So sei es denn, gleich morgen Früh werde ich mich in Nordqeynos bei der Wache melden. Aus dir haben sie ja auch einen ganz passablen Wächter gemacht.“
„Aber eines versprich mir bitte. Laß dich nicht von dem religiösen Geplapper einiger ´Arbeitskollegen, oder den Versuchen dieser religiösen Fanakier ohne Rüstung zu kämpfen, blenden. Diese Kreuzritter und Paladine sind zwar ganz nett anzusehen, aber hast du schon jemals einen von ihnen über eine große Schlacht berichten sehen, oder von einer ihrer vielen ´ruhmreichen´ Questen nach Hause zurückkehren sehen. Die bekommen alle eine Gehirnwäsche und wissen gar nicht worauf sie sich da einlassen. Oder die Mönche, die versuchen durch ihre ´Beweglichkeit und Wendigkeit´ einem gut gezielten Schwertstreich auszuweichen.“
„Nein keine Sorge, mir steht der Sinn nicht nach religiösem Gelaber oder Herumgehüpfe. Kalter Stahl in der einen, und ein Schild in der anderen Hand ist mir am liebsten.“
„So laß uns deinen Eintritt mit einem ordentlichen Zwergenbier besiegeln. Frau Wirtin, eine Runde auf den jungen Welpen!“
„Aber, aber... so sei es denn! Eine Runde auf mich!“

Gleich am nächsten Morgen ging Argent zu den Wächtern und trug sich ein. Der Befehlshaber allerdings schickte ihn nach Süd Qeynos zu einem Ausbilder, welcher seine Fähigkeiten testen sollte.
Der Zwerg schickte Argent erst nach Grausteinhof um dort mit einem Minenarbeiter zu sprechen, welcher ihn in die Kunst des waffenlosen Kampfes einweihen sollte. Argent erkannte Potential in dieser Art des Kämpfens, konnte sich jedoch mit der leichten Rüstung nicht anfreunden.
Anschließend sollte er sich bei einigen Kreuzrittern und Paladinen melden, welche ihn mit religiösem Gerede versuchten einzulullen. Sie sprachen von heiligen Questen und der Vernichtung der Ketzerei durch die reinigenden Flammen. Argent brummte richtig der Schädel nach den Lobreden und gleichzeitigen Einschüchterungsversuchen durch den schlagenden Teil des Klerus.

Danach sollte er, bewaffnet mit einem Schwert und Schild, erst in die Höhlen gehen, dort einiges Ungeziefer vernichten und anschließend nach Antonica reisen um einen gemeinen Gnoll zu vernichten.
Als Argent den Stahl in seiner Hand fühlte und das Schild in der anderen wog fühlte er wie sein Blut zu kochen begann, sein Umfeld verschwamm und er sich lediglich auf den Gegner konzentrierte. Das Schwert war für ihn wie der verlängerte Arm, der Schild verschmolz mit seinem Körper. Als ob er erahnen könnte, welchen Schlag der Gnoll als nächstes ausführen wollte. Der Schild bot ihm Deckung, während der kalte Stahl bald schwarz von dem Blut des Gnolls war. Nachdem der kurze Kampf beendet war, stieß Argent vor Freude einen markerschütternden Schrei aus. Dies war der Weg den er beschreiten wollte. Gerüstet in die schwerste Rüstung, bewaffnet mit Schwert und Schild, in der ersten Reihe stehend. Dies war die fairste Art einem Gegner gegenüber zu treten. Beschränkt auf die eigenen körperlichen Fähigkeiten, ohne herumgehüpfe, ohne mystische Schilde oder Anrufungen von Gottheiten, die einen sowieso im entscheidenden Moment im Stich lassen würden. Mann gegen Mann, oder Gnoll, Ork oder welche Gefahren auch immer im Finsteren noch verborgen waren.

Mit dieser getroffenen Entscheidung schritt er wieder vor seinen Lehrmeister und teilte ihm die Entscheidung mit, dass er die Ausbildung zu einem Krieger vollenden wolle. Der Zwerg war begeistert. Nun folgten Wochen des Waffentrainings. Die schwere Rüstung, welche er von der Akademie zur Verfügung gestellt bekam, war für ihn noch etwas steif und ungewohnt. In seiner geliebten Heimat trugen nur die größten Stammesfürsten Rüstungen aus Eisen oder Stahl. Das normale Volk oder die Seefahrer, wie er einer war, verließen sich meist auf gestärkte Wollkleidung oder Lederrüstungen, mit denen es sich auch leichter schwimmen ließ.
Argent war aber zufrieden mit seiner Wahl. Er sah bereits die Skalden in Halasbach die Lauten stimmen um von seinen Heldentaten zu singen.
Argent lernte mit Schwertern zu kämpfen, Streitkolben und Speeren. Ausserdem erlernte er die Grundlagen des Bogenschießens. Ebenfalls wurde er im Umgang mit einem Turmschild geschult, welches den meisten Schutz gegen Angriffe bot. Schnell verstand er, dass er sich lediglich auf die besten Rüstungen verlassen konnte, da er weder über Schutzzauber verfügte und die schwere Rüstung komplizierte Ausweichmanöver nicht zuließ. Dies alles gereichte seiner Vorstellung eines guten Kampfes zum Vorteil.

Als die Ausbildung beendet war, erhielt er von seinem Lehrmeister als Geschenk noch einen Brustpanzer von hoher Qualität. Gemeinsam mit der Ausrüstung, die er noch von den Botengängen für die Händler übrig hatte, fühlte er sich in der Lage den Dienst in der Wache anzutreten.
Den ersten Dienst versah er mit seinem Freund Hektor. Er wurde zum Streifendienst im Bereich der Qeynostore und des Leuchtturms eingeteilt, da dort vermehrt Gnolle ihr Unwesen treiben sollen. Der Korporal am Leuchtturm erteilte ihnen den Auftrag nach einem kürzlich vermissten Kameraden zu suchen, welcher sich auf dem gleichen Streifengang befinden sollte.

Dienstag, Juli 25, 2006

Eine neue Heimat

Gemeinsam mit 2 weiteren Barbaren und einem Zwerg wurde Argent in einem Bezirk, der sich Grausteinhof nannte, abgeliefert. Elfen, Menschen, Gnome, sie alle verteilten sich auf andere Ruderboote und wurden in verschiedene Richtungen verschifft. Während seiner Zeit auf der Insel und der Fahrt nach Qeynos hatte Argent eine Menschenfrau mit dem Namen Namy kennengelernt. Sie hatte, wie er, den Pfad eines Kriegers eingeschlagen. Beide versprachen sich, einandern nicht aus den Augen zu verlieren, obwohl auch ein weiterer Mensch, welcher jedoch als Klagesänger unter dem Namen "Tiger" sich auf der Insel versucht hatte einen Namen zu machen, ebenfalls ein Auge auf Namy geworfen hatte. Grinsend verschwand Tiger mit Namy im Boot in Richtung ihres Bezirkes, wohl wissend, dass es Argent ein Dorn im Auge war, sie beide alleine zu lassen.
Aber darum konnte sich Argent derzeit nicht kümmern. Er wusste nicht was ihn im Bezirk Grausteinhof erwarten würde. Er hoffte so bald wie möglich eine anständige Taverne, einen ordentlichen Schluck Bier, danach etwas über dem Grill gebratenes Fleisch, anschließened kurzweilige Unterhaltung in den Armen einer Frau und danach eine Unterkunft zu finden.

Grausteinhof gefiehl ihm auf den ersten Blick. Es waren zwar auch Zwerge in dem Bezirk untergebracht, aber die Leute vom kleinen Volk waren den Barbaren gar nicht so unähnlich. Antonia hatte da gut überlegt.
Zu seinem Unglück erinnerte das Dorfzentrum von Grausteinhof Argent an sein wirkliches zu Hause, denn der Monolith war dem in seinem Dorf täuschend ähnlich.

In Grausteinhof fand er sich recht schnell zurecht. Zu seiner Freude befand sich seine Bleibe vorerst direkt über der Taverne. Auch der Handwerkskeller war nicht weit entfernt, sodaß er plante so bald wie möglich wieder mit dem Schmieden der Mordwerkzeuge zu beginnen. Sein Vorhaben setzte er in die Tat um, und gönnte sich ein herzhaftes Zwergenbier. Da man bekanntlich auf einem Fuß nicht stehen kann, folgte dem ein zweites, danach etwas Bärensteak. Zu Guter letzt fand sich auch noch die kurzweilige Gesellschaft in Form einer rothaarigen barbarischen Schönheit, die sich auch nicht lange bitten ließ.

Am nächsten Morgen erwachte er mit einem leicht brummenden Schädel. Nach einiger Zeit der Abstinenz war es wohl doch nicht all zu ratsam gleich mit dem Zwergengebräu den Durst zu stillen. Leider musste er feststellen, dass das abendliche Gelage sehr an den Ersparnissen genagt hatte und nun wieder Arbeit angesagt war. Aber in einer Stadt wie Qeynos konnte es kein Problem sein Arbeit zu finden, bevor man auf eigenen Beinen stehen kann. Am Stadttor musste er jedoch mit einer Überraschung rechnen. Der Wächter verlangte einen Passierschein, welcher jeder Bürger von Qeynos stets bei sich zu tragen hatte.
All jene Flüchtlinge die noch keinen Passierschein haben, sollen sich beim zuständigen Verbindungsoffizier melden.
Gesagt, getan. Der Verbindungsoffizier stellte sich als Zwerg heraus und gab Argent den Auftrag im nahe gelegenen Eichenmystwald einige Käfer zu erschlagen und deren Körperpanzer mitzubringen. Anschließend wollte der Zwerg noch einen Beweis dafür, dass Argent kein Verräter aus Freeport war und stellte ihm einige unangenehme Fragen.
Nachdem der Zwerg zufrieden gestellt war, erhielt Argent endlich Einlass in die Stadt Qeynos.

Überwältigt von der Größe und der Artenvielfalt konnte er in den ersten Momenten nicht klar denken. Durch das Tor von Grausteinhof kam er direkt ins Hafenviertel. Er fühlte sich gut aufgehoben und erkundete erst die Gegend. Der Bummel durchs Hafenviertel brachte ihn natürlich auch an einer Kneipe vorbei, aus der gerade ein Oger hinausgeworfen wurde. Schnell zog er sein Schwert und wollte dem Ungeheuer den Rest geben, als ihn ein Wächter davon abhielt.
„Der ist bei uns geduldet. Hat Lucan, dem niederträchtigen Verräter, Rücken gekehrt und ist ins Licht getreten. Hat eine harte Zeit hinter sich und muss einiges vergessen.“ erklärte ihm der Wächter.
Das waren wirklich finstere Zeiten, in denen sich sogar schon Oger von Freeport abwandten. Aber vermutlich hatte er auch viele taktische Hinweise der Verräterstadt im Tausch gegen sein Leben anzubieten.

Im Hafen lag ein Schiff, die Eisbrecher, ein Handelsschiff, von welcher Argent noch in Immerfrost bereits gehört hatte. Sie war eines der wenigen Schiffe, welche den beschwerlichen Weg nach Immerfrost antraten. Sofort wollte er anheuern um endlich wieder die gesegnete Heimat zu gelangen. Bis zum Kapitän des Schiffes gelangte er jedoch nie. Schon am Pier verfolgten ihn missbilligende Blicke. Als er schließlich die Eisbrecher betreten wollte, hielt ihn ein Seemann auf.
„Was glaubst du hier zu tun, Jungchen?“
„Ich heuere hier auf dem Schiff an, das mich nach Immerfrost bringen soll.“ entgegnete Argent und schob trotzig das Kinn nach vorn.
„Aye ich verstehe, aber warum glaubst du, dass dich Kapitän Arlong mitnehmen will? Nur weil du ein Barbar bist und glaubst Immerfrost wäre deine Heimat? Jungchen, werd erstmal erwachsen. Deine Babyhaut sagt mir, dass du dem rauen Klima in Immerfrost nicht gewachsen bist.“
„Ich glaube nicht, dass Immerfrost meine Heimat ist, ich weiß es, weil ich dort gelebt habe. Um genau zu sein in dem Dorf Halasbach. Also Matrose, lass mich mit dem Kapitän sprechen, er wird mich mitnehmen.“
„Wer hat nach mir gerufen? Chuck, wer ist der Welpe da, mit dem sich Ogrimm unterhält? Ogrimm du verseuchte Landratte, du sollst hier die Kisten ausladen und nicht mit Welpen rumspielen!“
„Aye sir, Babyface, wir sehen uns.“ Danach packte Ogrimm eine Kiste und verschwand in einem der Lagerhäuser am Pier.
„Kapitän Arlong? Ich möchte eine Passage nach Immerfrost, meiner Heimat kaufen. Ich kann auch gut zupacken.“
„Chuck, sag dem Welpen er soll mein Schiff verlassen und erst wiederkommen, wenn sich in seiner Babyhaut ein paar Narben gebildet haben.“
„Du hast gehört was der Käptn gesacht hat. Schaff dich wech un´ lass uns hier uns´re Arbeit tun.“
„Aber ich kann auch zupacken und bin bereit für die Überfahrt!“
„Der Käptn sacht du bist nich bereit, und nu verschwinde, Abschaum!“

So leicht wollte sich Argent aber nicht abspeisen lassen und rannte auf das Schiff, als er von hinten am Kragen gezogen wurde und am Pier unsanft aufschlug. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als die Gestalt Ogrimms die Sonne verdunkelte. „Ich würde das nicht versuchen. Das war die netteste Absage von Arlong die ich je gesehen habe. Jeder weitere Versuch an Bord zu kommen würde dir dein Leben kosten. Normalerweise schlägt er so dreisten Burschen wie dir den Kopf ab und säuft seinen Met aus deinem Schädel beim Abendessen. Akzeptiere Qeynos als deine Wahlheimat. Ist nicht so schlecht hier. Ich selbst war auch einmal in deiner Situation. Gibt hier genug für Tagelöhner und Taugenichtse zu tun. Wenn du dich stark genug fühlst, kannst du ja bei der Wache anheuern. Die können immer einen guten Stallburschen gebrauchen. HARHAR!“

Mit diesen Worten verschwand Ogrimm auf Deck und das Schiff machte Anstalten den Hafen zu verlassen. Total entmutigt machte sich Argent auf den Weg in der Stadt ein neues Leben zu beginnen.

Die Insel

Die Insel war erstaunlich gut befestigt. Eine Steinmauer war entlang der Küste errichtet worden und nur ein kleines Tor erlaubte einen Blick in das Hinterland.

"Eine Reihe bilden und sich vor mir anstellen. Ich brauche eure Namen, Herkunft und mögliche Berufe, die ihr erlernt habt."

"Argent Feuerbringer, Krieger und Waffenschmied", erklärte Argent, als er an der Reihe war.

"OHOOO `Feuerbringer` wohl zu lange in der Sonne gelegen, was? Wir werden sehen ob du es schaffst mir einen Humpen Bier zu bringen kleiner Welpe. Vorerst werde ich dich als Argent eintragen. Vielleicht, wenn deine Taten groß genug waren und du deine Gegner das Fürchten gelehrt hast, wirst du einen Beinamen tragen dürfen.
Wie ein Krieger siehst du aus, das können wir so stehen lassen. Aber ob du dich auch als Waffenschmied eignest, wird sich noch herausstellen.
Da nimm, ein Schwert, etwas zu essen und trinken. Dann schaff dich weg durch das Tor. Vielleicht findest du etwas Arbeit um dir dein Leben angenehmer gestalten zu können."

Die Insel bot alles was das Herz begehrte, bis auf eine anständige Taverne. Argent entschied sich mit einem der Wächter zu sprechen. Diesen hatten meist entweder eine gute Geschichte auf Lager oder einige Botengänge zu erledigen. Da er sich noch nicht gut genug auskannte, war das eine günstige Gelegenheit nebenbei ein wenig Geld zu verdienen.
Die Inselerkundungen, welche er auf eigene Faust oder im Auftrag durchführte, verliefen alle zu Gunsten des frisch gebackenen Kriegers.
Teilweise brauchte er Unterstützung von anderen Schiffbrüchigen, die als Heiler oder als Magier auf die Insel kamen. Unter ihnen waren nicht nur Menschen und Barbaren. Auch Elfen, Gnome, Halblinge waren unter den Schiffbrüchigen. Hin und wieder eine Kerra. Dem Großen Schmied sei Dank, dass nicht auch noch Kreaturen wie Dunkelelfen, Trolle oder Oger von den Schiffen herangebracht wurden.

Nach knapp 4 Wochen auf der Flüchtlingsinsel boten die Gefahren der Insel keine Herausforderung mehr für Argent. Er hatte ein wenig Geld gespart und wollte eine Passage nach Immerfrost, in seine Heimat zu seiner Familie erkaufen, erntete jedoch lediglich Gelächter. Egal wen er fragte, es war immer das gleiche Ergebnis. Entweder hatten die Leute von Immerfrost noch nie etwas gehört, oder weiteten erstaunt die Augen, dass ein so schlecht gerüsteter Krieger überhaupt nur an die Möglichkeit denkt in Immerfrost länger als eine Minute am Leben zu bleiben. Dabei war das seine Heimat, was manche wohl vergaßen. Er wusste wie er sich im Eis und Schnee zu bewegen hatte. Auch waren ihm die Gefahren in Immerfrost bewusst, schon seit er ein kleines Baby war. Wären die hinterhältigen Dunkelelfenpiraten nicht gewesen, die sein Langschiff versenkt haben, wäre er nie in dieser mißlichen Lage gewesen. Nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass er nur über Umwege zu seiner Familie nach Hause kommen würde, erkundigte er sich nach den Möglichkeiten, die sich ihm boten.

Die Wächter erklärten ihm, dass Handelsschiffe in regelmässigen Abständen von Qeynos kamen um benötigte Güter zu liefern. Möglicherweise war ein Kapitän bereit ihn mitzunehmen. Während der folgenden Tage war Argent hauptsächlich am Pier anzutreffen und verhandelte mit den Kapitänen. Schlußendlich, nach langen Verhandlungen fand er einen, der ihn für die Überfuhr keinen Betrag verlangte, die die kleinen Ersparnisse von Argent restlos auffressen würden. Argent wusste ja nicht, wie er sich in Qeynos zurechtfinden würde. "Spare in der Zeit", hatte ihm sein Großvater Sigismund immer gesagt.

Erste Schritte

"Zieht an ihr Landratten, da treiben noch mehr im Wasser. Der Drache wird bald wiederkommen und einen zweiten Angriff wird das Ruderboot hier nicht überstehen!"
Argent lebte noch, denn er hatte noch nie davon gehört, dass der große Schmied in seinen Hallen auf Ruderbooten fährt.
Er hatte also den Angriff der Dunkelelfenpiraten mehr oder weniger überlebt. Argent spürte ein leichtes Schwanken, daher nahm er an, dass er sich auf einem weiteren Schiff befand. Hoffentlich nicht noch so ein Seelenverkäufer wie der letzte einer war.

Langsam öffnete er die Augen und blickte in das bärtige, pockennarbige Gesicht eines Zwerges, der zu noch nach Bier stank. Aber was erwartete man von einem Zwerg, den es auf die See verschlagen hat.
"W... wo bin ich?"
"HAR du bist an Bord der ´Letzten Hoffnung`", entgegnete ihm der Zwerg, "wir haben dich und einige andere aus dem Wasser gefischt. Keine Ahnung wie lange du schon auf dem Wasser getrieben bist, siehst aber nicht gut aus, Junge."
Argent versuchte sich aufzurichten, nahm dankend die angebotene Hand des Zwergen zu Hilfe und stütze sich anschließend auf dessen Schultern auf.

Langsam ließ das Schwindelgefühl nach und er konnte sich ein wenig orientieren. Er befand sich auf dem Deck eines Einmasters. Die Crew arbeitete fieberhaft an der Rettung von noch weiteren im Wasser treibender Leute. Ein Schiffsjunge kam auf dem Barbaren zu und bot ihm eine Schüssel mit einer dampfenden Flüssigkeit an. Argent hoffte inständig, dass es sich dabei um zumindest Suppe handelt.

Nachdem die Rettungsaktion beendet war, setzte der Kapitän Kurs auf die nächstgelegene Kolonie. Da die Überfahrt auch für einen Schiffbrüchigen nicht kostenlos war, wurde Argent vorerst mit Deckschrubben und Kartoffel schälen beauftragt. Wenigstens verging der Tag und die Reise sollte auch nicht mehr lange dauern. Mit dem Stammbaum, den Argent hatte, wäre er in seiner Heimat zumindest Kapitän von der Nußschale gewesen. Mit ihm wurden noch ein weiterer Barbar gerettet, der aber offensichtlich nicht so sehr von der Seefahrerei begeistert war, weil er ständig über der Reeling hing und sich die Seele aus dem Leib kotzte.

Der nächste Morgen begann so, wie der Abend geendet hatte. Kartoffel schälen und Deckschrubben, als der Kapitän ihn zu sich rief. "Du siehst mir stark genug aus mein Junge. Ich hätte da eine Aufgabe für dich. Der Käfig von dem gefangenen Goblin wurde beim letzten Drachenangriff zerstört und einige Ratten haben sich unter Deck eingenistet. Geh zum ersten Maat, der gibt dir das richtige Werkzeug um mit dem Problem fertig zu werden."
Den Goblin einzufangen stellte sich allerdings als schwieriger heraus als Argent erwartete. Der grüne Winzling war ein flinker Bursche. Doch mit einer List konnte Argent ihn austricksen und ihn wieder in den Käfig einsperren aus dem der Goblin entkommen war. Das Rattenproblem hatte Argent auch schnell erledigt.
Als er wieder an Deck kam, kam auch schon die Insel in Sicht, die der Kapitän ansteuerte.

"So ihr Landratten! Da vorne seht ihr die Insel der Zuflucht. Benehmt euch gut und tut was man euch sagt und ihr werdet eure Bestimmung finden. Benehmt ihr euch schlecht, werdet ihr wieder ins Meer zurückgeworfen und an die Haie verfüttert. Hier ist eure letzte Chance aus euch was zu machen."
Mit diesen Worten verabschiedete der Kapitän ein ganzes Rudel voller Taugenichtse, während er wieder in See stach.