Donnerstag, Juli 27, 2006

Der Weg des Kriegers

Die Zeit in Qeynos verflog richtig. Argent war nun schon einige Monate in Qeynos zu Hause und hatte auch den einen oder anderen Auftrag für die örtlichen Händler erledigt. Allerdings hauptsächlich Botengänge, die jeder 5-jährige hätte machen können.
Zu seiner Verzweiflung war die Eisbrecher bisher das einzige Schiff das den Hafen in Immerfrost ansteuerte. Also musste er wohl oder übel noch warten mit seiner Überfahrt. Zumindest so lange bis er sich ein eigenes Drachenboot gebaut hatte und die Überfahrt mit einigen unerschrockenen Barbaren wagen konnte.

Argent kannte sich mittlerweile in den umliegenden Bezirken Baubbelaue, Weidenwald, Nesselheim und Schloßblick auch schon recht gut aus und hatte sich auch schon bei den Wächtern der Stadt einen Namen gemacht. Bei einem guten Bier nach Dienstschluss hörte er aufmerksam den Wächtern zu, wenn sie von ihrer Tagesschicht sprachen. Besonders die Geschichten von Antonica und einem Ort Namens Donnersteppe fand er besonders interessant und wollte sie so bald wie möglich besuchen.
„Wie wäre es, wenn du dich bei der Wache bewirbst. Wir können immer gute Leute wie dich brauchen, Argent.“, meinte Hektor, einer der Wächter mit denen er sich besser angefreundet hatte.
„Meinst du? Die Arbeit würde mir schon gefallen. Die Stadt vor Eindringlingen zu beschützen bietet sicher genug Stoff um die Skalden Heldenlieder über mich singen zu lassen. Aber ich weiß nicht, ob ich für den Dienst geschaffen bin.“
„Du kannst jederzeit den Dienst wieder quittieren, wenn es dir nicht gefällt. Natürlich kann dich auch die Wache hinauswerfen, wenn du den Anforderungen nicht entsprichst. Aber sie es mal von der Seite. Du bekommst 3 mal täglich warmes Essen, hast ein Dach über dem Kopf durch das es nicht hindurchregnet und die Weiber stehen auf die Uniform.“
„So sei es denn, gleich morgen Früh werde ich mich in Nordqeynos bei der Wache melden. Aus dir haben sie ja auch einen ganz passablen Wächter gemacht.“
„Aber eines versprich mir bitte. Laß dich nicht von dem religiösen Geplapper einiger ´Arbeitskollegen, oder den Versuchen dieser religiösen Fanakier ohne Rüstung zu kämpfen, blenden. Diese Kreuzritter und Paladine sind zwar ganz nett anzusehen, aber hast du schon jemals einen von ihnen über eine große Schlacht berichten sehen, oder von einer ihrer vielen ´ruhmreichen´ Questen nach Hause zurückkehren sehen. Die bekommen alle eine Gehirnwäsche und wissen gar nicht worauf sie sich da einlassen. Oder die Mönche, die versuchen durch ihre ´Beweglichkeit und Wendigkeit´ einem gut gezielten Schwertstreich auszuweichen.“
„Nein keine Sorge, mir steht der Sinn nicht nach religiösem Gelaber oder Herumgehüpfe. Kalter Stahl in der einen, und ein Schild in der anderen Hand ist mir am liebsten.“
„So laß uns deinen Eintritt mit einem ordentlichen Zwergenbier besiegeln. Frau Wirtin, eine Runde auf den jungen Welpen!“
„Aber, aber... so sei es denn! Eine Runde auf mich!“

Gleich am nächsten Morgen ging Argent zu den Wächtern und trug sich ein. Der Befehlshaber allerdings schickte ihn nach Süd Qeynos zu einem Ausbilder, welcher seine Fähigkeiten testen sollte.
Der Zwerg schickte Argent erst nach Grausteinhof um dort mit einem Minenarbeiter zu sprechen, welcher ihn in die Kunst des waffenlosen Kampfes einweihen sollte. Argent erkannte Potential in dieser Art des Kämpfens, konnte sich jedoch mit der leichten Rüstung nicht anfreunden.
Anschließend sollte er sich bei einigen Kreuzrittern und Paladinen melden, welche ihn mit religiösem Gerede versuchten einzulullen. Sie sprachen von heiligen Questen und der Vernichtung der Ketzerei durch die reinigenden Flammen. Argent brummte richtig der Schädel nach den Lobreden und gleichzeitigen Einschüchterungsversuchen durch den schlagenden Teil des Klerus.

Danach sollte er, bewaffnet mit einem Schwert und Schild, erst in die Höhlen gehen, dort einiges Ungeziefer vernichten und anschließend nach Antonica reisen um einen gemeinen Gnoll zu vernichten.
Als Argent den Stahl in seiner Hand fühlte und das Schild in der anderen wog fühlte er wie sein Blut zu kochen begann, sein Umfeld verschwamm und er sich lediglich auf den Gegner konzentrierte. Das Schwert war für ihn wie der verlängerte Arm, der Schild verschmolz mit seinem Körper. Als ob er erahnen könnte, welchen Schlag der Gnoll als nächstes ausführen wollte. Der Schild bot ihm Deckung, während der kalte Stahl bald schwarz von dem Blut des Gnolls war. Nachdem der kurze Kampf beendet war, stieß Argent vor Freude einen markerschütternden Schrei aus. Dies war der Weg den er beschreiten wollte. Gerüstet in die schwerste Rüstung, bewaffnet mit Schwert und Schild, in der ersten Reihe stehend. Dies war die fairste Art einem Gegner gegenüber zu treten. Beschränkt auf die eigenen körperlichen Fähigkeiten, ohne herumgehüpfe, ohne mystische Schilde oder Anrufungen von Gottheiten, die einen sowieso im entscheidenden Moment im Stich lassen würden. Mann gegen Mann, oder Gnoll, Ork oder welche Gefahren auch immer im Finsteren noch verborgen waren.

Mit dieser getroffenen Entscheidung schritt er wieder vor seinen Lehrmeister und teilte ihm die Entscheidung mit, dass er die Ausbildung zu einem Krieger vollenden wolle. Der Zwerg war begeistert. Nun folgten Wochen des Waffentrainings. Die schwere Rüstung, welche er von der Akademie zur Verfügung gestellt bekam, war für ihn noch etwas steif und ungewohnt. In seiner geliebten Heimat trugen nur die größten Stammesfürsten Rüstungen aus Eisen oder Stahl. Das normale Volk oder die Seefahrer, wie er einer war, verließen sich meist auf gestärkte Wollkleidung oder Lederrüstungen, mit denen es sich auch leichter schwimmen ließ.
Argent war aber zufrieden mit seiner Wahl. Er sah bereits die Skalden in Halasbach die Lauten stimmen um von seinen Heldentaten zu singen.
Argent lernte mit Schwertern zu kämpfen, Streitkolben und Speeren. Ausserdem erlernte er die Grundlagen des Bogenschießens. Ebenfalls wurde er im Umgang mit einem Turmschild geschult, welches den meisten Schutz gegen Angriffe bot. Schnell verstand er, dass er sich lediglich auf die besten Rüstungen verlassen konnte, da er weder über Schutzzauber verfügte und die schwere Rüstung komplizierte Ausweichmanöver nicht zuließ. Dies alles gereichte seiner Vorstellung eines guten Kampfes zum Vorteil.

Als die Ausbildung beendet war, erhielt er von seinem Lehrmeister als Geschenk noch einen Brustpanzer von hoher Qualität. Gemeinsam mit der Ausrüstung, die er noch von den Botengängen für die Händler übrig hatte, fühlte er sich in der Lage den Dienst in der Wache anzutreten.
Den ersten Dienst versah er mit seinem Freund Hektor. Er wurde zum Streifendienst im Bereich der Qeynostore und des Leuchtturms eingeteilt, da dort vermehrt Gnolle ihr Unwesen treiben sollen. Der Korporal am Leuchtturm erteilte ihnen den Auftrag nach einem kürzlich vermissten Kameraden zu suchen, welcher sich auf dem gleichen Streifengang befinden sollte.