Dienstag, August 01, 2006

Bark! Bark!

Finsternis umgab die Gruppe. Die Luft war stickig und geschwängert von den Ausdünstungen der Gnolle. Schweiß, Exkremente und Verwesungsgeruch waren die Begleiter der letzten Stunden gewesen. Die Gnolle hatten ein sehr weitläufiges Höhlensystem angelegt, was auf eine Art Intelligenz hindeuten mochte. Aumyan konnte auf Grund seiner Natur in der Dunkelheit sehen und hatte die Führung übernommen. Das passte Argent ganz und gar nicht, aber das Risiko durch den Schein einer Fackel entdeckt zu werden war einfach zu groß.
Schlussendlich konnten sie einen Lichtschimmer ausmachen und schlichen darauf zu.
Vom Ende der Höhle waren die gleichen gutturalen Laute zu hören, wie vor dem Eingang zum Schwarzbau. Sie hatten es geschafft. Sie waren endlich in die Höhle vorgedrungen. Nun brauchten sie nur noch den Anführer finden und ihn erschlagen.

Tiger übernahm wieder die Vorhut. Er kam wenig später zurück und stellte fest, dass die Höhle die Sicht auf eine Art Talkessel freigibt, in dem es von Gnollen wimmelt. Ihnen genau gegenüber befinden sich zwei weitere Höhleneingänge. In einen führen Schienen, in den anderen konnte Tiger nicht hineinsehen.
„Schienen! Beim großen Schmied, die Hundsschnauzen sind besser als ich dachte. Wir müssen vorsichtig vorgehen. Wir werden uns einen Weg durch die Gnolle schlachten. Vorerst in Richtung des Einganges ohne Schienen. Ich werde versuchen die Aufmerksamkeit von wenigen Gnollen zu erregen. Macht euch für den Kampf bereit!“
Argent fand schnell heraus wie er die Gnolle einzeln anlocken konnte, sodass die Gruppe leichtes Spiel hatte. Schlechter wurde es, als sie wieder in das Höhlensystem eindrangen.
Der Gestank war überwältigend. Je tiefer sie in den Bau vordrangen, desto schlimmer wurde es. Aumyan hatte sich bereits ein Tuch über Nase und Mund gebunden. Namy und Tiger atmeten nur noch sehr flach. Bommbadil hatte offenbar einen elfischen Zauber gewirkt, denn um sein Gesicht war ein leichter bläulicher Schimmer zu erkennen. Dem Zwerg schien der Geruch nicht im Geringsten zu stören. Argent war einfach zu aufgeregt um die Gerüche um sich herum wahrzunehmen.
Langsam tasteten sie sich weiter vor. Die Gnolle hatten ihre Wachposten so aufgestellt, dass sie sich gegenseitig beobachten konnten und auf Gefahren reagieren konnten. Außerdem waren da noch Patrouillengänger. Argent musste den richtigen Zeitpunkt abwarten um nicht den ganzen Gnollbau auf sie aufmerksam werden zu lassen.
Langsam arbeiteten sie sich nach vor. Immer bedacht nicht auf Fallen zu treten, und jedes unnötige Geräusch zu vermeiden.
Je weiter sie vordrangen, desto größer und stärker wurden die Gnolle. Einige der erschlagenen Gnolle hatten kleine Totems bei sich, auf denen die unheiligen Götter der Gnolle und eine Art Keilschrift dargestellt waren. Namy erkannte in der Keilschrift einen Zusammenhang mit den norrathischen Schritzeichen und studierte einige der Totems. Nachdem sie sich ein wenig mehr mit der Keilschrift beschäftigt hatte, stellte sie erfreut fest, dass sie Zeichen entziffern und übersetzten konnte. Wieder ein Schritt mehr hinter das Geheimnis der Gnolle und deren Kraft zu kommen.
Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Gruppe in Richtung des Anführers vordrang. Sie ließen die Abzweigungen außer Acht, und blieben auf dem breitesten der Gänge, bis sie zu einer Weggabelung kamen. Vom linken Gang konnten sie Stimmen vernehmen. Namy teilte der Gruppe mit, dass sich dahinter wohl ein Raum befinden müsse, den der Hauptmann der Gnolle offenbar als eine Art Thronsaal benutzte. Als Tiger um die Ecke schlich stellte er fest, der Thronsaal war wenig mehr als ein Schlafplatz mit einem Tisch in der Mitte, auf dem der Hauptmann saß. Die Kultur der Gnolle hatte noch etwas Nachholbedarf. Tiger schätzte die Zahl der Gnolle auf etwa 10 im Thronsaal und bemerkte, dass es wahrscheinlich nicht möglich sein wird, sie einzeln herauszulocken.
Also entschied sich die Gruppe für einen Sturmangriff. Namy und Argent stürmten mit Gebrüll vorne weg, dicht gefolgt von Tiger. Bommbadil und der Herr Zwerg bereiteten ihre Heilzauber vor, während Aumyan die Luft um ihn herum bündelte und einen magischen Diener heraufbeschwor, welcher sie im Kampf unterstützen sollte.
Die Speichellecker des Hauptmannes waren schnell erschlagen. Der Hauptmann selbst allerdings stellte sich als eine Herausforderung dar. Er kämpfte mit Klauen, Zähnen, hatte ein Schert in der Hand und verwendete sogar seinen Schweif als Waffe, an dem eine schwere Eisenkugel angebunden war. Argent und Namy hatten Mühe den Hieben des Hauptmannes auszuweichen und ihre Rüstungen waren bereits massiv verbeult. Bommbadil und der Templer taten ihr bestes, stießen aber ebenfalls bald an ihre Grenzen. Der Gnoll blutete zwar schon aus mehreren tiefen, klaffenden Wunden, seine Kraft schien aber unerschöpflich. Der Kampf drohte verloren zu werden, als Aumyan sein Lehrmeister in der Akademie einfiel. Dieser hatte ihm eine komplizierte Zauberformel beigebracht, die besonders nützlich im Kampf gegen die Hundewesen war. Er konzentrierte sich und hoffte, dass Namy und Argent noch stark genug waren, bis er fertig war.
Die Luft knisterte als das magische Band zwischen Aumyan und dem Gnollhäuptling hergestellt wurde. Aumyan kanalisierte die arkanen Kräfte zu einem einzigen gebündelten Strang und schickte sie in Richtung des Hauptmannes. Im Kopf des Gnolls explodierte ein Manablitz und es zerfetzte ihm den Schädel. Der Kampf war gewonnen. Der Gnoll hatte das letzte gefordert, war er doch das stärkste Exemplar des Schwarzbaus. Die nachfolgende Untersuchung des Thronraums ergab, dass die Gnolle hauptsächlich durch den vermehrten Einzug der Magie in ihre Reihen, die Position stärken konnten. Es gab Hinweise auf einen Hocschamanen, welcher die Gnolle in spirituellen Dingen unterwies. Die Gruppe entschied gemeinsam nach dem Hochschamanen zu suchen und auch seinen Skalp nach Qeynos mitzunehmen.

Der Schamane war vom Hauptmann nicht weit entfernt. Den Helden bot sich ein ähnliches Bild wie im Raum des Hauptmannes. Mit dem einzigen Unterschied, man konnte die Magie direkt spüren. Der Hochschamane war also ein starker Magier. Die Taktik blieb die gleiche. Im Sturmangriff eroberten Argent und Namy den Raum. Dieser Kampf war etwas anders als der gegen den Hauptmann. Der Schamane hatte bessere Kämpfer um sich geschart und unterstützte sie mit seinen Heilzaubern. Die verderbte Magie des Gnollschamanen konnte ihn jedoch vor dem sicheren Tod nicht bewahren.
Die Durchsuchung der Habseligkeiten des Hochschamanen förderte eine Schriftrolle zu Tage, die besagte, es eine magische Verbindung zwischen den Schwarzbau-Gnollen und einem noch größeren und stärkeren Stamm, den Spaltpfoten-Gnollen gab. Das waren Informationen, mit denen Hauptmann Eitoas sicher etwas anfangen konnte. Also machten sich die Recken auf nach Qeynos, um ihre Wunden zu lecken und die zu erwartende Belohnung abzuholen.
Aumyan gab zu bedenken, dass er noch nicht in der Stadt willkommen wäre und ob die neu gefundenen Kampfgefährten die Freundlichkeit besäßen ihm beim Abschluß seiner Queste zu helfen. Er hätte Hinweise im Schwarzbau gefunden, wonach er drei außergewöhnliche Gnolle in Antonica finden solle, die die notwendigen Beweise für eine Verschwörung gegen Qeynos bei sich tragen sollten.
Bis auf Argent waren alle einverstanden, ihre Heimreise noch ein wenig hinauszuzögern. Argent ließ sich aber schlussendlich nicht lange bitten und so zogen sie aus, einem dunkelhäutigen Spitzohr die Haut zu retten.