Freitag, Juli 28, 2006

Alte Freunde

Von dem Korporal erhielten Hektor und Argent eine Karte mit dem Streifenweg des Kameraden. Er führte sie über die wackelige Hängebrücke in Richtung der Qeynostore. Nur ein kleines Wegstück nach der Hängebrücke erkannten sie eine Blockade, errichtet von einigen Gnollen. Es war riskant die Gnolle nur zu zweit zu attackieren, aber weitere Hilfe war nicht in Aussicht, also blieb ihnen nichts anderes übrig. Außerdem erwarteten die Beiden neue Erkenntnisse über den Verbleib ihres Kameraden.
Die Gnolle erwiesen sich als zähe Gegner. Hektor legte all seine Erfahrung im Kampf gegen die Hundewesen und Argent trug auch seinen Teil dazu bei. Hektor war allerdings die größere Bedrohung, was die Gnolle auch sehr bald herausfanden und konzentrierten ihre Angriffe auf Hektor. Aus dem Augenwinkel konnte Argent erkennen, dass sich einer der Gnolle von hinten an Hektor heranschlich und eine heimtückische Attacke gegen das Knie von Hektor führte. Dieser verlor das Gleichgewicht, was 2 weitere Gnolle ausnützen und Hektor mit Schlägen gegen seinen Kopf eindeckten. Hektor konnte zwar einige Schläge parrieren, wurde aber dennoch schwer getroffen. Er mobilisierte die letzten Kraftreserven und konnte noch 2 der Angreifer mit in den Tod nehmen. Also blieb nur noch ein Gnoll über, der gegen Argent focht. Der Kampf wogte dennoch hin und her, war gezeichnet von Finten und Paraden. Beide waren sich im Kampf ebenbürtig und keiner wollte den ersten Fehler machen.
Argent beschloß mit einem gewagten Kampfmanöver, welches er in der Akademie erlernt hatte, jedoch nie zur Perfektion gebracht hatte, dem Kampf ein Ende zu bereiten. Er täuschte einen Schlag gegen das linke Bein des Gnolls an. Dieser senkte seinen Schild um den Schlag zu parrieren. Mitten im Schwung veränderte Argent jedoch die Richtung, drehte sich einmal um die eigene Achse und landete einen Treffer gegen die Schildhand des Gnolls. Mit dieser Verletzung war der Gnoll fast hilflos ausgeliefert. Der Gnoll konnte die darauf folgende Attackenserie nicht mehr parrieren und fiel. Sofort eilte Argent zu seinem gefallenen Freund Hektor. Er lebte noch, war jedoch schwer verwundet!
„Mein Freund… lass mich, ich bin schon tot.“, röchelte Hektor, „du musst die Mission unbedingt zu Ende bringen. Noch nie waren die Gnolls so nahe an Qeynos.“
„Nein, ich werde dich erst retten. Um die Gnolle kümmern wir uns später. Ich werde Verstärkung holen.“
„Nein“, Hektor packte Argent am Arm, „bis dahin könnte es schon zu spät sein. Du musst herausfinden was sie vorhaben. Versprich es mir!“
„Aber, du bist..“
„Versprich es mir, du kannst nichts mehr für mich tun. Ich habe den Tod gefunden, den ich mir immer vorgestellt habe. Hier, nimm mein Schwert und mein Schild, sie haben mir lange Jahre gut gedient, nun sollen sie dir ebenso gut dienen.“ Danach wich das Leben aus Hektors körper. Er war zum Großen Schmied gegangen und feierte mit ihm an seiner Esse ein nie enden wollendes Fest.
„NEIN! Hektor!“
Argent versteckte die Leiche von Hektor in einem nahe gelegenen Waldstück und schwor Rache an allen Gnolls für den Tod seines Freundes. Er wollte nach Beendigung der Mission wiederkommen und Hektor das Begräbnis bereiten, das er verdient hatte.“

Zornig und voller Hass setzte Argent seinen auf der Karte beschriebenen Weg fort. Als die Mauern von Qeynos bereits am Horizont verschwanden hörte er Kampflärm hinter einer Hügelkette. Als er die Szenerie beobachtete, sah er eine Frau in einen Kampf mit ein paar Gnollen verwickelt. Sie machte den Eindruck, dass sie gegen die Gnolle bestehen konnte, blutete aber bereits aus einigen Wunden. Sofort zog er sein Schwert und eilte der holden Maid zu Hilfe.
Mit der Verstärkung währte der Kampf nur noch kurz und mit blutverschmiertem, aber glücklichem Gesicht bedankte sich die Kämpferin bei Argent.
Erst erkannte Argent die Frau nicht, erst als sie sich mit einem Tuch das Blut aus dem Gesicht wischte.
„Namy?! NAMY! Du bist es wirklich. Tut das gut dich zu sehen! Wie ist es dir ergangen? Wo wohnst du jetzt? Ohoooo, die Rüstung steht dir aber sehr gut.“
„Argent? Freut mich sehr dich wiederzusehen. Lange nichts voneinander gehört. Mir geht’s super. Hab jetzt einen Freund, drei mal darfst du raten wen.“
„Sag bloß den Tiger. Freut mich für euch. Hoffe es geht euch Beiden gut. Was machst du hier draußen in der Wildnis?“
„Jo bin mit dem Tiger zusammen. Haben auch schon ein paar Kontakte in der Stadt geknüpft und sind am überlegen ob wir nicht eine Gilde gründen wollen. Hey, du siehst aber auch gut aus in deiner Rüstung. Lass mich raten, du bist hast den Weg eines Kriegers eingeschlagen, ja?“
„Ja hab ich. Kennst mich ja, ich bin nicht so ein gottesfürchtiger Mann und trage lieber eine Stahlplatte anstatt einen Pyjama.““Hehe, ja, das dachte ich mir. Ich bin eine Kreuzritterin geworden. Derzeit befinde ich mich auf meiner ersten Qeuste. Ich soll mich nach einem vermissten Wächer umsehen. Wurde wohl von einer Gnollbande überfallen.“
„Prima, da haben wir offenbar den gleichen Auftrag erhalten. Vielleicht können wir ihn gemeinsam beenden.“
„So sei es denn. Machen wir uns auf den Weg. Ich glaube, es kann nicht mehr weit sein, bis wir unseren vermissten Wächter finden.“

Gemeinsam machten sie sich auf die Suche und wurden schon nach kurzer Zeit fündig. Hinter einem Stein hörten die beiden Recken ein Stöhnen, welches nur von einem Verwundeten kommen konnte. Namy bereitete sich auf die Heilzauber vor, welche sie während ihrer Ausbildung erlernt hatte, während Argent Wache hielt.

„Es waren zu viele … ich habe ihre Pläne gesehen … schnell, muss nach Qeynos … Ratten … Kanalisation …“, waren die letzten Worte des sterbenden Soldaten.

In der Ferne konnte Argent derweil eine Staubfahne ausmachen. Offenbar hatten die Gnolls zum Angriff geblasen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Argent schulterte den toten Wächter und Namy übernahm die Vorhut.
Kurz vor den schützenden Toren von Qeynos gerieten sie allerdings in einen Hinterhalt der Gnolls. Noch bevor den Beiden klar war, wo sie hineingeraten waren, waren sie auch schon von einer geifernden Meute umzingelt. Sie fochten Rücken an Rücken, doch die Attacken schienen von überall herzukommen. Namy verstand es mittlerweile ihre Magie nicht nur zur Heilung einzusetzten, sie konnte mit ihr auch Tod und Verderben in die Reihen der Ungläubigen bringen, während Argent mit Hektors Schwert Gliedmaßen abtrennte und Köpfe abschlug. Die Gnolle machten sich gerade bereit für den letzten Angriff, als eine fremdartige Melodie Namy und Argent wieder Mut machte und die Gnolle sichtlich verwirrte. Mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht bahnte sich Tiger einen Weg durch die wütende Horde. In der einen Hand hielt er einen Degen und in der anderen ein Kurzschwert, auf den Lippen trug er diese fremdartige Melodie. Durch das Lied inspiriert und wissend, dass die Gnolle verwirrt waren, konnten nun die drei Kampfgefährten den Widerstand der Gnolle überwinden und siegreich aus der Schlacht hervorgehen.

„Ich habe dich vermisst mein Schatz.“, Tiger gab Namy einen Schmatz auf die Wange, „sieht so aus, als ob ich noch rechtzeitig gekommen bin. Aber sag, wer ist dein Gefährte?“
„Das ist Argent, kennst du ihn noch? Wir haben uns auf der Insel kennengelernt.“
„Argent, ahja, ich erinnere mich. Na, wie ist es dir ergangen, mein Freund?“ Das Wort Freund sprach er so verächtlich aus, dass ihn Argent schon zu einem Duell fordern wollte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass Namy offenbar für Tiger mehr empfand als für ihn, ließ er von seinem ersten Gedanken ab.
„Ganz gut. Dir fehlt es wohl auch an nichts mehr, wie ich sehe.“
„Das ist wahr. Ich habe von Qeyons bisher nur provitiert.“ Dabei zeigte er eine Schadenfreude im Gesicht, die Namy leider nicht sehen konnte.
„Nun denn, die Nacht bricht bald herein und wir wollen doch nicht in der Wildnis übernachten. Lasst uns nach Hause gehen.“
Argent schulterte wieder den Toten aus der Wildnis und brachte ihn zum Leuchtturm. Anschließend borgte er sich einen Wagen von dem Händler aus und holte auch noch Hektors Leiche. Die zwei vor sich herschiebend rückte er nach einem langen Tag in die Kaserne ein und erstattete Bericht. Sein Vorgesetzter war nicht begeistert. Er deutete an, dass die Golle in der letzten Zeit etwas zu aktiv waren und man diese Bedrohung wieder eindämmen müsse. In den nächsten Tagen sollte ein Trupp zusammengestellt werden, der nach Schwarzbau zieht um die Bedrohung an der Wurzel zu packen.
Argent meldete sich freiwillig zu dem Kommando und deutete auch an, dass er eine Kreuzritterin kennen gelernt hatte, die unter Umständen auch bereit war ihre Kräfte in den Dienst der Wache zu stellen. Das müsste allerdings dann noch mit den Paladinen besprochen werden.