Dienstag, Juli 25, 2006

Eine neue Heimat

Gemeinsam mit 2 weiteren Barbaren und einem Zwerg wurde Argent in einem Bezirk, der sich Grausteinhof nannte, abgeliefert. Elfen, Menschen, Gnome, sie alle verteilten sich auf andere Ruderboote und wurden in verschiedene Richtungen verschifft. Während seiner Zeit auf der Insel und der Fahrt nach Qeynos hatte Argent eine Menschenfrau mit dem Namen Namy kennengelernt. Sie hatte, wie er, den Pfad eines Kriegers eingeschlagen. Beide versprachen sich, einandern nicht aus den Augen zu verlieren, obwohl auch ein weiterer Mensch, welcher jedoch als Klagesänger unter dem Namen "Tiger" sich auf der Insel versucht hatte einen Namen zu machen, ebenfalls ein Auge auf Namy geworfen hatte. Grinsend verschwand Tiger mit Namy im Boot in Richtung ihres Bezirkes, wohl wissend, dass es Argent ein Dorn im Auge war, sie beide alleine zu lassen.
Aber darum konnte sich Argent derzeit nicht kümmern. Er wusste nicht was ihn im Bezirk Grausteinhof erwarten würde. Er hoffte so bald wie möglich eine anständige Taverne, einen ordentlichen Schluck Bier, danach etwas über dem Grill gebratenes Fleisch, anschließened kurzweilige Unterhaltung in den Armen einer Frau und danach eine Unterkunft zu finden.

Grausteinhof gefiehl ihm auf den ersten Blick. Es waren zwar auch Zwerge in dem Bezirk untergebracht, aber die Leute vom kleinen Volk waren den Barbaren gar nicht so unähnlich. Antonia hatte da gut überlegt.
Zu seinem Unglück erinnerte das Dorfzentrum von Grausteinhof Argent an sein wirkliches zu Hause, denn der Monolith war dem in seinem Dorf täuschend ähnlich.

In Grausteinhof fand er sich recht schnell zurecht. Zu seiner Freude befand sich seine Bleibe vorerst direkt über der Taverne. Auch der Handwerkskeller war nicht weit entfernt, sodaß er plante so bald wie möglich wieder mit dem Schmieden der Mordwerkzeuge zu beginnen. Sein Vorhaben setzte er in die Tat um, und gönnte sich ein herzhaftes Zwergenbier. Da man bekanntlich auf einem Fuß nicht stehen kann, folgte dem ein zweites, danach etwas Bärensteak. Zu Guter letzt fand sich auch noch die kurzweilige Gesellschaft in Form einer rothaarigen barbarischen Schönheit, die sich auch nicht lange bitten ließ.

Am nächsten Morgen erwachte er mit einem leicht brummenden Schädel. Nach einiger Zeit der Abstinenz war es wohl doch nicht all zu ratsam gleich mit dem Zwergengebräu den Durst zu stillen. Leider musste er feststellen, dass das abendliche Gelage sehr an den Ersparnissen genagt hatte und nun wieder Arbeit angesagt war. Aber in einer Stadt wie Qeynos konnte es kein Problem sein Arbeit zu finden, bevor man auf eigenen Beinen stehen kann. Am Stadttor musste er jedoch mit einer Überraschung rechnen. Der Wächter verlangte einen Passierschein, welcher jeder Bürger von Qeynos stets bei sich zu tragen hatte.
All jene Flüchtlinge die noch keinen Passierschein haben, sollen sich beim zuständigen Verbindungsoffizier melden.
Gesagt, getan. Der Verbindungsoffizier stellte sich als Zwerg heraus und gab Argent den Auftrag im nahe gelegenen Eichenmystwald einige Käfer zu erschlagen und deren Körperpanzer mitzubringen. Anschließend wollte der Zwerg noch einen Beweis dafür, dass Argent kein Verräter aus Freeport war und stellte ihm einige unangenehme Fragen.
Nachdem der Zwerg zufrieden gestellt war, erhielt Argent endlich Einlass in die Stadt Qeynos.

Überwältigt von der Größe und der Artenvielfalt konnte er in den ersten Momenten nicht klar denken. Durch das Tor von Grausteinhof kam er direkt ins Hafenviertel. Er fühlte sich gut aufgehoben und erkundete erst die Gegend. Der Bummel durchs Hafenviertel brachte ihn natürlich auch an einer Kneipe vorbei, aus der gerade ein Oger hinausgeworfen wurde. Schnell zog er sein Schwert und wollte dem Ungeheuer den Rest geben, als ihn ein Wächter davon abhielt.
„Der ist bei uns geduldet. Hat Lucan, dem niederträchtigen Verräter, Rücken gekehrt und ist ins Licht getreten. Hat eine harte Zeit hinter sich und muss einiges vergessen.“ erklärte ihm der Wächter.
Das waren wirklich finstere Zeiten, in denen sich sogar schon Oger von Freeport abwandten. Aber vermutlich hatte er auch viele taktische Hinweise der Verräterstadt im Tausch gegen sein Leben anzubieten.

Im Hafen lag ein Schiff, die Eisbrecher, ein Handelsschiff, von welcher Argent noch in Immerfrost bereits gehört hatte. Sie war eines der wenigen Schiffe, welche den beschwerlichen Weg nach Immerfrost antraten. Sofort wollte er anheuern um endlich wieder die gesegnete Heimat zu gelangen. Bis zum Kapitän des Schiffes gelangte er jedoch nie. Schon am Pier verfolgten ihn missbilligende Blicke. Als er schließlich die Eisbrecher betreten wollte, hielt ihn ein Seemann auf.
„Was glaubst du hier zu tun, Jungchen?“
„Ich heuere hier auf dem Schiff an, das mich nach Immerfrost bringen soll.“ entgegnete Argent und schob trotzig das Kinn nach vorn.
„Aye ich verstehe, aber warum glaubst du, dass dich Kapitän Arlong mitnehmen will? Nur weil du ein Barbar bist und glaubst Immerfrost wäre deine Heimat? Jungchen, werd erstmal erwachsen. Deine Babyhaut sagt mir, dass du dem rauen Klima in Immerfrost nicht gewachsen bist.“
„Ich glaube nicht, dass Immerfrost meine Heimat ist, ich weiß es, weil ich dort gelebt habe. Um genau zu sein in dem Dorf Halasbach. Also Matrose, lass mich mit dem Kapitän sprechen, er wird mich mitnehmen.“
„Wer hat nach mir gerufen? Chuck, wer ist der Welpe da, mit dem sich Ogrimm unterhält? Ogrimm du verseuchte Landratte, du sollst hier die Kisten ausladen und nicht mit Welpen rumspielen!“
„Aye sir, Babyface, wir sehen uns.“ Danach packte Ogrimm eine Kiste und verschwand in einem der Lagerhäuser am Pier.
„Kapitän Arlong? Ich möchte eine Passage nach Immerfrost, meiner Heimat kaufen. Ich kann auch gut zupacken.“
„Chuck, sag dem Welpen er soll mein Schiff verlassen und erst wiederkommen, wenn sich in seiner Babyhaut ein paar Narben gebildet haben.“
„Du hast gehört was der Käptn gesacht hat. Schaff dich wech un´ lass uns hier uns´re Arbeit tun.“
„Aber ich kann auch zupacken und bin bereit für die Überfahrt!“
„Der Käptn sacht du bist nich bereit, und nu verschwinde, Abschaum!“

So leicht wollte sich Argent aber nicht abspeisen lassen und rannte auf das Schiff, als er von hinten am Kragen gezogen wurde und am Pier unsanft aufschlug. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als die Gestalt Ogrimms die Sonne verdunkelte. „Ich würde das nicht versuchen. Das war die netteste Absage von Arlong die ich je gesehen habe. Jeder weitere Versuch an Bord zu kommen würde dir dein Leben kosten. Normalerweise schlägt er so dreisten Burschen wie dir den Kopf ab und säuft seinen Met aus deinem Schädel beim Abendessen. Akzeptiere Qeynos als deine Wahlheimat. Ist nicht so schlecht hier. Ich selbst war auch einmal in deiner Situation. Gibt hier genug für Tagelöhner und Taugenichtse zu tun. Wenn du dich stark genug fühlst, kannst du ja bei der Wache anheuern. Die können immer einen guten Stallburschen gebrauchen. HARHAR!“

Mit diesen Worten verschwand Ogrimm auf Deck und das Schiff machte Anstalten den Hafen zu verlassen. Total entmutigt machte sich Argent auf den Weg in der Stadt ein neues Leben zu beginnen.